Hast du dich schon einmal gefragt, woher die Lust auf Süßes eigentlich kommt? Weshalb du zu Schokolade, Keksen und Co. nicht nein sagen kannst? Und das gefühlt schon dein ganzes Leben lang?
Ein angeborenes „Überlebenstool“…
Das Verlangen nach Süßem ist uns angeboren: Zu Urzeiten, als der Mensch noch auf seinen Geschmackssinn angewiesen war, entschied dieser über Leben und Tod. Denn nur mit Hilfe seines Geschmacks konnte der Mensch bekömmliche Lebensmittel von ungenießbaren und giftigen Pflanzen unterscheiden. Denn Süßes ist in der Natur grundsätzlich unbedenklich und liefert zudem schnell verfügbare Energie – es gibt keine süße Pflanze, die giftig ist. Bitteres hingegen mögen die wenigsten gerne – denn die meisten Giftpflanzen schmecken bitter. Damit der Mensch weiß, dass Süßes unbedenklich ist, wird der Geschmackssinn des Menschen bereits vor der Geburt „auf süß getrimmt“: Damit Neugeborene überleben und ihre Nahrung nicht ablehnen, schmeckt die Muttermilch dank der enthaltenen Laktose süßlich.
…aber auch erlerntes Verhalten
Das Verlangen nach Süßem ist aber nicht nur ein angeborenes, sondern auch ein erlerntes Verhalten: Schon als Kinder werden wir mit Süßigkeiten beruhigt, getröstet oder belohnt. In der Zeit, als ich mein Buch „Zuckerfrei“ schrieb, sah ich in der U-Bahn eine Mutter, die ihrem schreienden Baby Limonade ins Fläschchen füllte – es hatte gerade die ersten Zähnchen. Dadurch, dass schon Babys mit Zucker beruhigt werden, bekommt er eine große emotionale Bedeutung – mal ganz abgesehen von den gesundheitlichen Folgen. Was wir in unserer Kindheit lernen, hat einen sehr großen Einfluss auf unser weiteres Leben.
Vom kostbaren Gewürz zum Massenprodukt
Zucker war noch vor etwa 150 Jahren ein kostbares Gewürz, mit dem nur wohlhabende Menschen ihre Speisen süßen konnten. Deshalb war der Zuckerkonsum sehr lange sehr niedrig. Heute ist Zucker ein billiges, ständig verfügbares Massenprodukt und für viele Menschen zum Grundnahrungsmittel geworden. Ein Kilogramm Zucker kostet nur noch wenige Cent und ist zugleich unbegrenzt haltbar. Achte einmal auf die Verpackung des Zuckers: es ist kein Mindesthaltbarkeitsdatum aufgedruckt!
Der viel zu hohe Zuckerkonsum ist schon lange kein Problem von Einzelnen mehr, sondern in den Industriestaaten vielmehr ein großes gesellschaftliches Problem, das sich zur weltweiten Epidemie ausbreitet. Erschreckend sind die Beobachtungen aber auch in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo der Zuckerverzehr durch den zunehmenden Wohlstand besonders stark ansteigt. Denn parallel dazu verbreiten sich dort auch westliche Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Der süße Geschmack, der uns einst das Leben rettete, kann uns am Ende vielleicht umbringen. Deshalb sollten wir Zucker wieder als Luxusgut und kostbares Gewürz zu betrachten, das es noch vor 150 Jahren war.
Morgen startet die 40 Tage Challenge #projektzuckerfrei, Informationen dazu findest du hier und in diesem Blogpost. Antworten auf häufig gestellte Fragen findest du außerdem hier. Ich wünsche dir schon jetzt viel Erfolg bei deinem persönlichen #projektzuckerfrei!
7 Kommentare zu „Weshalb wir so gerne Zucker essen | Projekt: Zuckerfrei“
Es gab auch mehrfach bei Hart aber Fair eine ganz interessante Diskussion zum Thema Zucker. Unteranderem das bereits in Babynahrung Zucker zugesetzt wird. Wahr total interessant aber auch erschreckend wie Seitens der Lebensmittelindustrie argumentiert wurde….
Freue mich auf die kommenden 40 Tage.
Hallo Elli,
das ist wirklich erschreckend… ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg!
Viele Grüße,
Hannah
Liebe Hannah,
ich finde dein Projekt ganz große Klasse und habe auch schon fleißig Werbung dafür gemacht. Wir hier verzichten (obwohl: das klingt so doof nach Zwang – in Wahrheit fällt uns das sehr leicht) schon seit ungefähr 2 Jahren auf industriellen Zucker und sind aktuell bei natürlichen Süßungsmitteln wie Datteln, Bananen und Obst oder Kokosblütenzucker angekommen. Aber auch da versuchen wir, die Balance zu halten und nicht zuviel des Guten zu konsumieren.
Nichtsdestotrotz werden wir deine Challenge gespannt verfolgen und ich freue mich immer wieder, wenn ich etwas Neues bei dir lerne! 🙂
Liebe Grüße und viel Spaß und Erfolg für die nächsten 40 Tage!
Jenni
Liebe Jenni,
das freut mich sehr! 🙂 Weiterhin viel Spaß beim Mitlesen und viele Grüße,
Hannah
Hallo Hannah,
leider merke ich ja selbst wie fixiert ich auf Zucker bin und es auch für mich oft als Trost einsetzte. Wie Elli sagt, finde ich es aber auch ganz schlimm, wie viel Zucker bereits in Babynahrung bzw. angeblich gesunden Produkten für Kinder ist. Da muss man wirklich ganz genau hinschauen und es ist oft gar nicht so einfach Alternativen zu finden.
LG
Nina
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Mir wurde bezüglich meiner Zuckersucht auch so einiges klar, als ich von meinen älteren Geschwistern erfuhr, was ich als Säugling zu trinken bekam.
Ich verweigerte wohl von Anfang an den guten Fencheltee und bekam stattdessen puren Orangensaft ins Fläschen!
Seit meinem 1. Lebensjahr.
Und das ging jahrelang so. Und immer wieder süß, süß, süß.
Im Kindergarten zusätzlich gesüßten Tee, Zuhause Limonade und Saft, später Saft, immer süße Getränke.
Wie es um meine Zähne bestellt war, brauche ich nicht extra zu erwähnen.
Ich bin jetzt 44 und habe mir erst vor 4 Jahren das Wassertrinken mühsam antrainiert. Ich trinke seitdem nur noch Wasser und Tee. Aber mein gemeines Suchtgedächtnis weiß immer noch genau wie süß die Versuchung ist und ich kann sofort den Geschmack von Orangensaft oder Apfelsaftschorle abrufen.
Wahnsinn.
Vielen Dank Hannah für deine Arbeit und das Bekanntmachen, was Zucker alles in uns anrichtet.
Durch dich bin ich zu einer gesünderen Lebensweise gekommen.
Liebe Grüße, Tanja