Der Zwang, gesund zu essen: Orthorexia Nervosa

Orthorexia Nervosa – der Zwang, gesund zu essen betrifft immer mehr Menschen. Immer wieder betone ich, dass ich mich nicht zu 100 % gesund und clean ernähre, sondern auch mal Kuchen, Schokolade, Kekse und Co. esse. Das zeige ich auch immer wieder auf Instagram – in letzter Zeit ein bisschen häufiger 😉 Der Hintergrund ist einerseits natürlich, dass ich ehrlich mit dir sein möchte und nicht vortäuschen möchte, dass ich niemals ungesund essen würde. Andererseits bekomme ich aber auch immer wieder E-Mails von ganz offensichtlich essgestörten, meist sehr jungen Frauen, die sich Süßigkeiten oder auch herzhafte ungesunde Speisen wie Pizza usw. regelrecht „verbieten“ und sich zu 100 % clean oder gesund ernähren.

Deshalb spreche ich heute ein ernstes Thema an, das in letzter Zeit immer häufiger seinen Weg in die Medien gefunden hat. Erst gestern Abend wurde bei Spiegel TV ein recht provokanter Beitrag mit dem Titel „Das große Fasten“ gesendet (Da ich hier keine Diskussion zu dem TV-Beitrag auslösen möchte: Ich teile die Meinung des Redakteurs nicht). Die Redakteure gingen der Frage nach, warum immer mehr Menschen ein kompliziertes Verhältnis zum Essen entwickeln. Menschen, die besessen davon sind, nichts „falsches“ zu essen wurden interviewt. Vor einigen Monaten war dies bereits Thema bei Sandra Maischberger: „Kein Salz, kein Brot, keine Milch – Zu viel Stress ums Essen?“.

Und auch die deutsche Gesellschaft für Endokrinologie warnte vor kurzem vor dem Zwang, gesund zu essen. Orthorexia Nervosa, der Zwang, sich gesund zu ernähren und alles Ungesunde zu vermeiden, ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Keine Sorge, ich werde hier nicht den Zeigefinger heben (das liegt mir ganz grundsätzlich fern) und ich werde hier auch nicht regelmäßig über Essstörungen informieren. Aber gerade diese Art der Essstörung finde ich besonders wichtig, um sie hier einer großen Leserschaft vorzustellen.

Qualität statt Quantität

Genau wie Magersucht oder Adipositas ist auch Orthorexia Nervosa bzw. Orthorexie eine ernstzunehmende Essstörung. Der Unterschied zwischen Orthorexia Nervosa und Mager- bzw. Fettsüchtigen oder auch Bulimie ist jedoch, dass hier nicht die Menge des Essens im Vordergrund steht, sondern seine Qualität. Den Betroffenen geht es nicht darum, abzunehmen, oder ihr Gewicht zu halten, sondern vielmehr darum, Erkrankungen durch ungesunde Ernährung vorzubeugen.

Als Krankheit bzw. Essstörung anerkannt ist Orthorexia Nervosa jedoch (noch) nicht. Mediziner und Ernährungswissenschaftler streiten noch darum, ob es sich dabei überhaupt um eine Krankheit handelt. Hintergrund ist unter anderem, dass diese Form der Essstörung noch nicht ausreichend erforscht ist. Da ich aber selbst Frauen kennen gelernt habe und, denen es genau so ging, habe ich keinen Zweifel daran, dass es diese Form der Essstörung gibt.

Da Orthorexia Nervosa bisher nicht als Krankheit anerkannt ist, ist es auch schwer einzuschätzen, wie viele Menschen sich zwanghaft gesund ernähren. Schätzungen gehen von 1-2 % der deutschen Bevölkerung aus. Männer und Frauen sollen gleichermaßen betroffen sein.

Wann wird gesunde Ernährung zur Essstörung?

Am Anfang steht eine gesunde, ausgewogene Ernährung im Vordergrund. Die Betroffenen entwickeln eine Besessenheit für eine eigentlich gesundheitsfördernde Ernährung – und „gesund essen“ wird zu einer ungesunden Krankheit. Ernährung als Religionsersatz quasi. Kritisch, wird es, wenn sich das ganze Leben nur noch um Essen dreht. Der amerikanische Arzt Dr. Steven Bratman (selbst ein ehemaliger Betroffener) beschrieb 1997 Orthorexia Nervosa zum ersten Mal und entwickelte für sein Buch „Health Food Junkie“* einen 10-Punkte-Fragebogen, mit dem jeder überprüfen kann, ob gesundes Essen für ihn schon zum Zwang geworden ist:

Der Test für Orthorexia Nervosa von Steven Bratman:

  • Denkst du mehr als 3 Stunden am Tag über deine Ernährung nach?
  • Planst du deine Mahlzeiten mehrere Tage im Voraus?
  • Ist dir der ernährungsphysiologische Wert deiner Mahlzeit wichtiger als die Freude an deren Verzehr?
  • Hat die Steigerung der angenommenen Lebensmittelqualität zu einer Minderung deiner Lebensqualität geführt?
  • Bist du in letzter Zeit strenger mit dir geworden?
  • Steigert sich dein Selbstwertgefühl durch gesunde Ernährung?
  • Verzichtest du auf Lebensmittel, die du früher gerne gegessen hast?
  • Hast du durch deine Ernährungsgewohnheiten Probleme auszugehen und vernachlässigst du deshalb Freunden und Familie?
  • Fühlst du dich schuldig wenn du von deiner gesunden Ernährung abweichst?
  • Fühlst du dich glücklich und unter Kontrolle wenn du dich gesund ernährst?

Wer einen der Punkte bejahen kann, ist nicht gleich essgestört. Wenn du aber 4 oder 5 dieser Fragen mit „ja“ beantworten kannst, ist es Zeit mehr Gelassenheit in Bezug auf Ihre Ernährung zu zeigen. Wenn Sie alle Fragen bejahen hast du bereits eine Besessenheit für gesunde Lebensmittel entwickelt.

Quelle: Dr. Steven Bratman

Mögliche Folgen des Zwangs

Wer sich zwanghaft gesund ernährt, neigt dazu, abzumagern und seine sozialen Kontakte zu vernachlässigen. Viele versuchen zudem, die Menschen in ihrem Umfeld zu „bekehren“ und von ihren „gesunden“ Ernährungsgewohnheiten zu überzeugen. Mit den Freunden essen gehen oder gemeinsames Kochen werden vermieden. Menschen, die sich nicht gesund ernähren, fühlen sie sich überlegen. Folgen können außerdem Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit, eingeschränktes Leistungsvermögen sein. Betroffenen kann ich nur raten, einen Arzt oder Psychologen aufzusuchen. Alle anderen möchte ich mit diesem Artikel einfach für diese Art von Essstörung sensibilisieren und noch einmal verdeutlichen, dass sich niemand zu 100 % gesund ernähren muss und dass kleine Ausnahmen durchaus in Ordnung sind.

Die Balance muss stimmen

Wichtig ist eine gesunde Balance zwischen gesunder Ernährung und Besessenheit – das Leben soll schließlich auch noch Spaß machen. Wenn ich bei Instagram sehe, dass junge Mädels tage- oder wochenlang nur noch Bananen essen (25-30 Stück pro Tag – #bananaisland) und das als „gesund“ anpreisen, kann ich nur verständnislos den Kopf schütteln und den „entfolgen“-Button drücken. Nicht nur, dass sie ihrer eigenen Gesundheit damit schaden – auch der Verantwortung gegenüber ihren (oft sehr jungen) „Followern“ gegenüber sind sich viele offensichtlich nicht bewusst.

Ich hoffe deshalb, dir macht gesunde Ernährung auch einfach so viel Spaß, wie mir, und dass der Genuss nicht zu kurz kommt und deine Lebensqualität nicht leidet. Und dass du an deinem Geburtstag nicht auf ein leckeres Stück Kuchen verzichtest – nur Möhrchen knabbern ist alles andere als gesund! 😉 Denn unsere Ernährung sollte keinen starren Regeln unterliegen oder dogmatisch sein, sondern vielmehr flexibel sein und Spaß machen!

Ich freue mich auf deine Meinung zu diesem wichtigen Thema – Hinterlass gerne einen Kommentar!

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Picture of Hannah Frey
Ich bin Hannah Frey, Gesundheitswissenschaftlerin, Bloggerin und Kochbuch- und Ernährungsratgeber-Autorin. Ich helfe dir dabei, dich auch im stressigen Alltag mit wenig Aufwand gesund zu ernähren. Ich möchte dich zu einem gesunden Leben motivieren und inspirieren. Deshalb findest du hier jede Menge schnell zubereitete, einfache und alltagstaugliche Rezepte aus natürlichen Zutaten und ohne raffinierten Zucker – aber mit 100 % Geschmack!

39 Kommentare zu „Der Zwang, gesund zu essen: Orthorexia Nervosa“

  1. Liebe Hannah,
    du hast es geschafft ein solch schwieriges Thema gut und interessant zu thematisieren. Es steht seit Wochen auf meiner „To blog about“ Liste, aber ich wusste nicht wie ich daran gehen soll. Wusste nicht, ob es als „Gesundheits-Lifestyle-Blogger“ vermessen ist darüber zu schreiben…deshalb habe ich es gelassen. Du hast es super gemacht, danke dafür! Liebe Grüße Jenny

    1. Hallo Jenny,

      danke für deine lieben Worte! Zugegeben, es ist mir auch nicht ganz einfach gefallen, die richtigen Worte für dieses schwierige Thema zu finden. Aber ich finde es einfach wichtig, es auch hier zu thematisieren. Ich bin gespannt, wie du das Thema angehen wirst (vielleicht schreibst du ja doch noch darüber :-)).

      Liebe Grüße,
      Hannah

  2. Das mit #bananaisland kannte ich auch noch nicht. Das ist ja erschreckend. Wer glaubt denn wirklich, dass 25 Bananen am Tag gesund sein sollen? (mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken ;))
    Wirklich gefährlich diese Entwicklung!
    Sehr interessanter Artikel!

    Liebe Grüße
    Ulrike

    Mein Blog: http://oneyearofsunday.de

    1. Hallo Ulrike,

      ja, das ist wirklich erschreckend und gefährlich… als ich zum ersten Mal davon hörte, war ich auch „leicht“ schockiert.

      Liebe Grüße,
      Hannah

  3. Liebe Hannah,

    vielen lieben Dank für diesen super Artikel. Das ist ein wahnsinnig wichtiges Thema, denn gerade im Gesundheits- und Yogabereich gilt es ja häufig schon als „normal“ ein striktes Ernährungsregime und Sportprogramm eisern durchzuziehen.
    Ich erlebe sowohl in der Klinik als auch im Yogastudio viele junge Frauen, bei denen Gesundheit zum regelrechte Zwang ausartet und mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Und das alles unter dem Deckmantel der Gesundheit.
    Wenn ich in individuellen Ernährungsberatugen anspreche wie wichtig auch der Genuss und auch mal eine kleine „Ernährungssünde“ sind kommen häufig Unverständnis (als Gesundhetscoach & Medizinerin müsste man es doch besser wissen…).

    Ich hoffe der Trend und das Bewusstsein entwickelt sich mehr in Richtung entspanntes Essen mit Genuss antstatt Zwang und zählen der aufgenommenen Vitalstoffe!

    Liebe Grüße,
    Janna

  4. Liebe Hannah,

    dein Artikel ist wunderbar und spricht ein Thema an, dass viele unterschätzen. Ich fahre auch mit der ‚lieber ab und an ohne schlechtes Gewissen naschen‘-Strategie als mit der ’ständig mit schlechtem Gewissen naschen‘ Strategie und kann mich so im großen und ganzen (und das ist ja das wichtigste) viel besser an meine gewählte Ernährungsform halten.

    Vielen Dank für diesen wohlrecherchierten Beitrag!
    Liebste Grüße,
    Lina

  5. Ein toller Beitrag! Ich habe von dieser speziellen Form der Essstörung bereits gehört. Und sehe es wie du. Wenn das eigene Essverhalten dazu führt, dass man soziale Kontakte vernachlässigt und seine Launen quasi nur durch die Art des Essens gesteuert werden, dann ist es eine Störung. Egal ob man zu viel, zu wenig oder eben wie hier vermeintlich nur extrem gesund isst. Super, dass du darüber aufklärst!

  6. Hallo Hanna,
    gerade Blogs wie Deiner (den ich sehr gute finde) animieren natürlich zum gesund leben. Das sollen sie ja auch.
    Gerade deswegen finde ich es super, dass Du hier eine Grenze ziehst.
    Meiner Meinung nach soll Essen in erster Linie Spaß machen, nicht zur Religion werden und schon gar nicht krank machen… in welche Richtung auch immer.
    Viele Grüße
    Silke

    1. Hallo Silke,

      genau darum geht es mir: Natürlich zeige ich auf der einen Seite, wie man gesund leben kann, aber andererseits gilt es auch eine Grenze zu ziehen – das hast du auf den Punkt getroffen, danke! 🙂

      Liebe Grüße,
      Hannah

  7. Liebe Hannah,
    danke für den tollen Beitrag über dieses ernste Thema. Sehr informativ. Mir fällt es oft auf, dass es heute nur noch Extreme gibt. Entweder Couchpotato und Junk Food Esser oder extremer Sportjunkie und fixiert auf gesundes Essen. Ein Mittelmaß wäre ist das Beste. Ich versuche mich gesund zu ernähren, dennoch genieße ich auch mal ein Stück Kuchen ohne danach drei Tage ein schlechtes Gewissen zu haben.
    Liebe Grüße
    manuela

  8. Hallo Hannah,
    toll, dass gerade Du dieses Thema ansprichst. Als Blog über einen gesunden Lebensstil gibt es unter Deinen Lesern bestimmt auch ein paar, die zu weit gehen, sodass es ins krankhafte zu kippen droht. Vielleicht kannst Du sie mit Deinem Text erreichen, der dieses ernste Thema sehr zugänglich rüberbringt.
    Genuss und Spaß am Leben sind wichtig!
    Lizzy

    1. Hallo Lizzy,

      ja, die gibt es definitiv, das habe ich ja schon selbst mitbekommen und hoffe deshalb, ein wenig für das Thema sensibilisieren zu können.

      Liebe Grüße,
      Hannah

  9. Liebe Hannah,

    danke für diesen interessanten Beitrag. Ich habe auch sehr viel Spaß an gesunder Ernährung, würde allerdings nie so weit gehen dass ich mir jegliche Sünde entsage. Was wäre denn das Leben ohne Belohnungen?
    Orthorexia nervosa war mir noch total unbekannt. Sehr interessant, was es mittlerweile alles so gibt und wie extrem (#bananaisland) das teilweise dann auch wird. Ich glaube, alles was man so extrem betreibt kann nie gesund sein, auch wenn es die gesunde Ernährung selbst betrifft. Ganz ohne Grund kann es ja auch nicht von der Natur so angelegt worden sein, dass unser Körper uns mittels Heißhunger/Gelüsten Signale sendet, was er gerade braucht.

    Liebste Grüße,
    Julia

    1. Hallo Julia,

      gerne 🙂 Ja, Sachen wie Banana Island sind mehr als erschreckend… vielleicht sollte ich da auch mal drüber schreiben 😉

      Liebe Grüße!

  10. Hallo Hannah,

    erstmals toller Artikel. Danke dafür und weiter so!

    Auch wenn es ein heikles Thema sein mag, finde ich es auch verpflichtend (als Blogger) die unschönen Seiten eines Themas zu beleuchten.
    Denn bekanntlich gibt es auch Schatten wo Licht scheint.

    Deinen Artikel finde ich besonders für Angehörige sehr gut.
    Familienmitglieder, Partner oder Bekannte nimmt eine Sucht mehr mit als den Betroffenen selbst.

    Als Diätassistent, hatte ich das Vorrecht mit beiden Seiten arbeiten zu dürfen.

    Am emotionalsten waren stets die Angehörigen die weinend um Rat fragten was sie denn tun können.
    Ich denke dein Beitrag, besonders der Test am Ende des Artikels, ist ein gute Hilfestütze für alle die mit diesem Thema konfrontiert werden.

    Eltern können an Hand dieser Fragen erkennen ob und wie sich Ihre Schützling in letzter Zeit verändert hat.

    Dieser Artikel sensibilisiert und lässt diese Sucht, die für Außenstehende oftmals abstrakt wird, verständlicher werden.

    Beste Grüße

    Florian

    1. Hallo Florian,

      danke dir! Ja, das Thema ist ohne Frage heikel, deshalb fiel mir auch das Schreiben erst etwas schwer. Ich habe mit negativen Kommentaren gerechnet, aber es kam bisher nur sehr, sehr viel positives Feedback.

      Dass die Angehörigen mehr darunter leiden, als die Betroffenen, ist ja leider oft bei Essstörungen etc. der Fall.

      Viele Grüße,
      Hannah

  11. das ein wirklich wertvoller blogpost! … es ist schön, dass du auf so „seichte“ Art über diese Zwangsstörung berichtest.
    so wie du versuche ich es auch zu halten … der gesunde Mittelweg scheint doch der beste. wenn man sich i.R. gesund u. bewusst ernährt, Sport treibt, tut ein bisschen Genuss von nicht so gesundem richtig gut! 🙂

    PS: du hast einen wundervolle, inspirierenden blog!

    <3 Tina

  12. Liebe Hannah,

    ich find es sehr gut, dass du das Thema ansprichst – gerade als Bloggerin, die doch sehr viele Menschen mit ihren Posts erreichen kann.
    Eine Freundin von mir ernährt sich auch seit einiger Zeit vegan und hat teilweise in unseren gemeinsamen Runde wirklich nichts gegessen, weil nichts „cleanes“ dabei war.
    Ich selbst versuche auch, mich gesund zu ernähren und habe Erfahrungen im Bekanntenkreis mit einer anderen Essstörung gemacht und finde es sehr wichtig, das Thema anzusprechen. Betroffene merken oft gerade in dem MOment gar nicht, in was sie sich da rein manövrieren und wenn sich solche Gewohnheiten erst mal im Hirn festgesetzt haben, ist es wirklich schwer, sich wieder davon zu befreien.

    Deswegen finde ich es gerade wichtig, zu informieren und den Leuten auch zu zeigen, dass wir alle „nur Menschen“ sind und ein Keks noch keinen umbringt. Essen sollte schließlich auch immer Spaß machen 🙂

    1. Hallo Kathi,

      das ist zum Beispiel etwas, was ich nie machen würde. Wenn es nicht cleanes gibt, esse ich eben, was da ist (abgesehen von Fleisch), z.B. bei Familienfeiern. Da würde ich auch nie verlangen, dass extra etwas für mich eingekauft / gekocht wird. Wenn ich wieder zu Hause bin, geht’s halt für mich ganz normal weiter.

      Damit, dass Betroffene oft nicht bemerken, was sie da gerade eigentlich machen, hast du recht. Ich hoffe deshalb, ein wenig sensibilisieren zu können.

      Liebe Grüße,
      Hannah

  13. Pingback: Schmausepost vom 13. Februar 2015 - Newsletter | Schmausepost

  14. für mich als mutter von zwei kleinen kindern ist das ein hochspannendes thema. ich bin mir oft richtig erschlagen vorgekommen von all den (gutgemeinten) ratschlägen, was die kleinen unbedingt essen müssen bzw. nicht essen dürfen. mir ist es vor allem wichtig, den beiden einen unkomplizierten, zwanglosen und vor allem genussvollen zugang zum essen zu ermöglichen. für mich ist es daher fast wichtiger darauf zu achten, dass wir bewusst essen (gemeinsam, mit viel zeit, ohne mediale ablenkung) als darauf zu achten, was wir essen. das kommt ja dann irgendwie von selbst.

  15. Hallo liebe Hannah Frey!
    Deinen Artikel zu diesem Thema finde ich sehr gut, es musste mal angesprochen werden. Ich hätte da mal eine Frage bezüglich der „Diagnose“ von Orthorexia, denn ich konnte so gut wie alle Fragen mit „Ja“ beantworten. Bei mir ist der einzige Unterschied jedoch, dass ich Süßigkeiten (Kekse, Schokolade, usw) esse, aber nachher es bereue und meine ganze Woche versaut ist. In den nächsten Tagen zwinge ich mich regelrecht clean zu essen. Ich würde aber nicht behaupten dass es einen Tag gibt, wo ich wirklich NICHTS süßes esse, denn es geht nicht anders wenn ich mal keine Zeit habe.. Trotzdem, nach jedem Verzehr folgt ein mehrstündiger Rechtfertigungsversuch und es belastet mich sehr. Zählt diese Sucht bei mir trotzdem, obwohl ich „uncleanes“ Essen esse?

    1. Hallo Yildiz,

      ich kann und will keine Ferndiagnosen stellen, für eine richtige Beratung solltest du einen Arzt / Ernährungswissenschaftler aufsuchen. Ich kann hier leider nur ganz allgemeine Informationen geben. Was du beschreibst, hört sich aber in jedem Fall nicht gesund an.

      Viele Grüße,
      Hannah

  16. Bevor ich die Fragen gelesen habe dachte ich schon „oh weh,die kann ich jetzt sicher fast alle mit ja beantworten “ 😀 dem war nicht so … Lediglich die Frage ob ich auf Lebensmittel die ich früher gerne gegessen habe heute verzichte. Ja das schon- allerdings fühlt es sich inzwischen auch nicht mehr unbedingt als verzicht an. Das könnte man vielleicht mit einem Raucher vergleichen, der aufgehört hat zu rauchen, der verzichtet ja auch auf Zigaretten, die am Anfang fehlen und irgendwann ist es aber normal und auch gut so das man sie nicht mehr braucht. Ich sehe es einfach so, das ich ein paar Dinge gestrichen habe die mir zu Anfang gefehlt haben und jetzt ist es normal und gut das ich sie nicht mehr unbedingt brauche. Bei der letzten Frage stört mich das Wort Kontrolle… Glücklich fühle ich mich mit der gesunden Ernährung- aber nicht unter Kontrolle. Ich fühle mich etwas bewusster.
    Ich denke auch, ein Knackpunkt in den vielfältigen Essstörungen liegt in der Tatsache das unser Verhältnis zu Lebensmitteln generell ein bisschen gestörter ist als von der Natur vorgesehen. Naturbelasse Lebensmittel gibt es kaum noch, selbst Bio ist nicht mehr wirklich naturbelassen. Dann stehen Lebensmittel auch anders zur Verfügung als „früher“ (damit meine ich sehr,sehr viel früher noch vor der Zeit des industriellen Zeitalters, wo der Mensch noch Jäger und Sammler war) 😉
    Man beachte wie “ krank“ es ist was uns heute an “ Lebensmitteln“ angeboten wird. Sei es die Mengen oder auch was drin steckt- da wundert es doch kaum das so viele Menschen heutzutage eben auch darunter erkranken. Ich denke ein Zwang sich gesund ernähren zu müssen resultiert aus Angst heraus. Und diese Angst kommt sicher auch durch Verunsicherung. Die Medien die ständig über neue Lebensmittel Skandale berichten oder neue Studien welche Lebensmittel in Verdacht stehen Krankheit xy aus zu lösen.
    Ich denke ein angstfreier und bewusster Umgang mit unserer Ernährung ist sehr wichtig. Ich achte inzwischen einfach bewusster darauf was mir gut tut und erfreue mich daran mein Essen frisch und mit Freude zu zubereiten und zu genießen.
    Was mir ein wenig Sorge macht, ist das gleich wieder alles in extreme Schubladen sortiert wird, nach dem Motto:“ jeder der „gesund “ isst , ist krank“ – das schafft neue Extreme in den Köpfen der Menschen. Ich denke wirklich unsere Extreme, Ängste und Krankheiten sind alle hausgemacht. Und heilen kann sich davon auch nur jeder selbst, davon bin ich auch überzeugt. Oh weh ist das ein langer Kommentar geworden…. Aber ich finde das ist ein so spannendes und vielfältiges Thema … Ich könnte noch viel mehr dazu schreiben… Nicht das mir das nun zum Verhängnis wird und man mich doch in die Schublade “ essgestört “ steckt. 😉
    Aber ich würde lügen wenn ich schreibe, ich mache mir keine Gedanken um meine Ernährung- das mache ich schon, aber ich denke, ich mache mir bewusst Gedanken darüber und diese machen mich hoffentlich nicht krank .
    Tolles Thema- toller Blog by the way:-)
    Liebe grüße
    Esther

  17. Es ist nicht das erste Mal dass ich davon gehört habe und irgendiwe berührt mich das immer wieder. Ich finde toll wie du die Informationen zusammengestellt und aufgearbeitet hast. Vor einiger Zeit konnte ich diese Fragen zu 100% mit JA beantworten und es hat lange gedauert zu verstehen wo der Unterschied zwischen zwanghaft gesund und glücklich & gesund liegt. Ich habe eine Therapie gemacht mit der Diagnose Bullemie- Obwohl mein Essverhalten nicht im Entferntesten mit dem uns bekannten Krankheitsbild der Bullemie zu tun hat. Aber wie du schon gesagt hast, ist Orthorexia Nervosa noch nicht anerkannt. Mir hat es unglaublich geholfen über meine zwanghaften Gedanken zu reden, um zu verstehen dass dies nichts mehr der ausgewogenen Ernährung zu tun hat, was ich anfangs angestrebt habe. Ich denke das Thema wird noch viel zu stark vernachlässigt. Aber vielleicht weil eben die Grenze zwischen normal und nicht normal hier so schwer zu erkennen ist. Typische körperliche Anzeichen wie bei herkömmlichen Essstörungen finden wir ja bei dieser Essstörung meistens nicht. Ich kann allen Betroffenen nur raten sich jemandem anzuvertrauen. Seither weiss ich, dass Essen gut für Körper und Seele sein muss und dazu gehört es eben dazu sich ab und zu genehmigen, wonach einem ist. Danke für den tollen Beitrag und lieben Gruß!

    1. Hallo Lisa,
      toll, dass du mit deiner Krankheit so offen umgehst! Ich hoffe, dass es dir mittlerweile wieder besser geht – aber das hört sich ja so an! 🙂 Ja, das Thema ist wirklich wichtig und ich freue mich, wenn viele Leser darauf aufmerksam werden 🙂
      Liebe Grüße,
      Hannah

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  19. Pingback: Clean eating: Wenn gesunde Ernährung ungesund wird

  20. Ich finde mich zum Teil in dem Ganzen wieder. Bei mir dreht es sich allerdings nur um die Vermeidung von Salz, da ich einen erhöhten Blutdruck habe, den ich in Kombination mit Sport gerne auf wenigstens hoch normal senken möchte.
    Natürlich muss ich mir vorher Gedanken darüber machen was ich essen kann und was nicht.
    Das empfinde ich als sehr störend zumal es ja kaum Lebensmittel (Brot, etc….) mit sehr wenig Salz zu kaufen gibt.
    Für mich leider eine Zwickmühle.
    Aber auf Kuchen oder Schokolade und Treffen mit Freunden und gemeinsam Kochen verzichte ich nicht.

  21. Es ist doch schrecklich, oder??? In dem Dschungel von Ernährungsempfehlungen und Diäten vor einem gefüllten Kühlschrank zu verhungern, weil man am Ende gar nicht mehr weiß, was man noch essen darf, kann und sollte… Vegan, vegetarisch oder doch Paleo mit viel Fleisch??? Milchprodukte, oder Soja??? Glutenfrei und/oder low Carb??? Ich muss zugeben, dass auch ich zur Zeit dermaßen irritiert bin, dass ich nahezu ratlos vor der nächsten Mahlzeit kapituliere …Die Wechseljahre machen es da auch nicht leichter, bewirken aber bei mir die Abwehr gegen alles Extreme!!! Gruselig – da noch den Kontakt zum eignen Körper zu finden und zu halten und auf die innere Stimme zu hören TROTZ anderweitiger Empfehlungen, Vorgaben und Ernährungs-Gurus… Und all das vor dem Hintergrund, dass es Millionen von Menschen auf der Welt gibt, die tatsächlich zu wenig bis gar nichts zu essen haben… Das ist schon echt mehr als dekadent…

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